Lago Pehoe und die Cuernos del Paine

DER TORRES DEL PAINE NATIONALPARK – FÜR UNS EINES DER SCHÖNSTEN TREKKINGGEBIETE DER WELT

Nachdem wir Punta Arenas und „Ely’s (nettes) House“ verlassen haben, sind wir nach einigen Stunden Busfahrt in Puerto Natales angekommen. Dieser Ort ist ein wahres Mekka für Trekkingreisende und Ausgangspunkt für Touren in den wohl bekanntesten Nationalpark Patagoniens, den „Parque Nacional Torres del Paine“. Und so wimmelt es im Ort nur so von Trekking- und Outdoorläden, die zu überteuerten Preisen letzte, scheinbar überlebenswichtige Utensilien verkaufen. Wir jedoch sind bestens ausgestattet für eine mehrtätige Tour in die patagonischen Andenwelt – einzig ein paar Lebensmittel kaufen wir am Abend noch in den zahlreichen Supermärkten.

Pünktlich um viertel nach sieben sitzen wir im Transferbus, der uns an den Eingang des Nationalparks bringen soll. Von weitem schon sehen wir die Spitzen des gewaltigen Bergmassivs und im strahlenden Sonnenschein grüßt die „Laguna Armaga“. Hier, wo wir auch die Eintrittsgebühren von 21.000 Pesos – umgerechnet immerhin 29 Euro – bezahlen, beginnen verschiedene Wanderrouten durch den Nationalpark. Wir entscheiden uns für die klassische W-Route, die uns, wie der Name verrät, in einer W-Form durch den Park leitet.

Valle de Silencio, Torres del Paine Nationalpark, Patagonien, Chile, Südamerika
Mirador de las Torres, Torres del Paine Nationalpark

 

Doch zunächst heißt es, das Lager für heute zu errichten, denn wir wollen nur mit leichtem Gepäck zum „Valle de Silencio“ aufsteigen. Je höher wir kommen und je steiler es wird umso stärker spüren wir den berüchtigten patagonischen Sturmwind, der uns fast von den Beinen „fegt“. Nach einer kurzen Pause und einem weiteren allmählichen Anstieg verlassen wir den nun dichter gewordenen Wald. Am Abzweig zum Campamento Torres, heißt es klettern. Über riesige Felssteine bahnen wir uns einen Weg zum Aussichtspunkt. Oben angekommen erhaschen wir noch einen letzten kurzen Blick auf einen türkisblauen See und die atemberaubenden Felsen der „Torres-Berge“, die bis zu 3.000 m hoch in den Himmel ragen. Mit einsetzendem Schneeregen machen wir uns an den Abstieg und kriechen erschöpft in unser Zelt.

Torres del Paine Nationalpark

 

Am nächsten Morgen hat der Regen zum Glück nachgelassen und wir packen unsere Sachen. Heute wollen wir bis zum „Refugio Los Cuernos“ gelangen. Entlang des Lago Nordenskjöld verlassen wir bald die Talebene und der Weg geht durch dichten Wald, der den Berghang säumt. Ab und zu öffnet sich die Sicht auf die imposanten, schneebedeckten Felsspitzen, vor denen Kondore ihre Bahnen ziehen. Trotz unserer schweren Rucksäcke genießen wir die Tour durch diese einmalige Landschaft. Einzig die Ruhe vermissen wir etwas. Schließlich sind wir nicht die Einzigen – fast alle paar Minuten kommen uns andere Wanderer entgegen. Kurz bevor der Weg steil zur Herberge „Los Cuernos“ abfällt, begegnen uns zwei Reiter. Auch dies ist eine Möglichkeit, den Nationalpark zu erkunden. Im Camp angekommen, ergattern wir noch einen der letzten guten Plätze für unser Zelt und genießen ein schönes warmes Abendessen.

Torres del Paine Nationalpark

 

Nach einer viel zu kurzen Nacht quälen wir unsere müden Knochen aus den kuscheligen Schlafsäcken. Denn wir wollen noch viel mehr sehen und so setzen wir unseren Weg bald weiter fort. Immer noch entlang des Lago Nordenskjöld geht es über das Valle Frances bis zum Camping Pehoe am gleichnamigen See gelegen. Rauf und runter führt der Weg durch z. T. dichten Wald. Am Zeltplatz des Valle Frances machen wir eine kurze Rast und stärken uns mit Studentenfutter – unserer „Hauptmahlzeit“ während der anstrengenden Tagesetappen. Wir sind schon ziemlich erschöpft, als wir auf eine weite Ebene stoßen. Unter uns liegt bereits der Lago Pehoe, doch bis zum Zeltplatz müssen wir uns noch gegen den stürmischen Wind „durchsetzen“. Breitbeinig stemmen wir uns gegen den Sturm, neben uns „droht“ der Abgrund, aber wir schaffen es schließlich, wohlbehalten ins Camp zu gelangen. Hier reiht sich unser sonnengelbes Zelt perfekt in das „Kunterbunt“ der anderen Zelte ein. Beim Rundgang begegnen wir weiteren dt. Wanderern und plaudern ein wenig vor der Kulisse der beeindruckenden Andengipfel, den so genannten „Cuernos de Paine“. Diese können wir auch aus den Panormafenstern der Schutzhütte aus betrachten, wo wir geschützt und sehr gemütlich unser Abendessen kochen.

Grey Gletscher, Torres del Paine Nationalpark

 

Am anderen Morgen schnüren wir unsere Rucksäcke, der Grey Gletscher ist unserer heutiges Ziel. Leider ist uns das Wetter nicht mehr ganz so hold und wir laufen fast den gesamten Tag durch Regen oder Nieselregen. Doch wir werden mit einer herrlichen Aussicht belohnt. Vor uns erstreckt sich der Lago Grey, in dem bereits die ersten Eisbrocken schwimmen. Wir nähern uns dem Gletscher, der nach einer wahren „Rutschpartie“ durch den schlammig – aufgeweichten Boden, kurz hinter dem Campamento Grey auftaucht. Die Nähe des Gletschers spüren wir nun in Form einer alles durchdringenden Kälte. Deshalb wärmen wir uns zunächst in der „Alberque“ (Herberge) etwas auf, bevor wir nochmals zum Gletscherrand laufen. Etwa 10 m hoch ist diese noch und ergießt sich auf mehreren Kilometern in den See. Steigende Temperaturen und ein verändertes Klima lassen ihn immer weiter schrumpfen. Auch die riesigen Eisbrocken, die beim sog. „Kalben“ vom Gletscher abspringen, sind beeindruckende Zeugnisse dieses Wandels.

Da auf dem Zeltplatz nicht viel los ist, beschließen wir am nächsten Tag wieder zum letzten Camp am Lago Pehoe aufzubrechen um dort den Silvesterabend zu verbringen. Und tatsächlich, wird der Abend in der Schutzhütte noch sehr feucht – fröhlich. Wir begegnen Beat aus der Schweiz und den beiden Sachsen – Anhaltinern David und Antje, mit denen wir in lustiger Runde gemeinsam um Mitternacht anstoßen. Kaum ist das neue Jahr angebrochen, wird uns schlagartig bewusst, wie schnell unsere Zeit in Südamerika langsam zu Ende geht. Aber noch warten zwei spannende Monate auf uns.

Am nächsten Morgen fahren wir mit Beat, David und Antje per Boot über den Lago Pehoe. Hier verabschieden wir uns von den dreien und fahren per Anhalter mit zwei netten Kanadierinnen zu unserem letzten Zeltcamp nahe der Hosteria Pehoe. Noch einen letzten Tag und eine letzte Nacht wollen wir von hier aus das atemberaubende Panorama des Bergmassives der „Torres del Paine“ genießen, bevor es zurückgeht nach Puerto Natales.

Perito Moreno Gletscher

 

Von hier unternehmen wir noch eine letzte Exkursion zum Perito Moreno Gletscher bei El Calafate in Argentinien. Über 60 m hoch (!) erstreckt sich diese gigantische, zerklüftete Gletscherzunge in den Lago Argentino, den größten argentinischen See. Während die meisten Gletscher aufgrund der Klimaerwärmung langsam abschmelzen, wächst der Perito Moreno stetig an.

Von El Calafate geht es wieder zurück nach Coyhaique in Chile und wir überqueren per Minibus in Los Antiguos – Chile Chico, die Grenze. Hier wird gerade ein großes Volksfest gefeiert und beide Orte sind bei unserer Ankunft von Menschenmassen überfüllt, was einen regen Grenzverkehr zur Folge hat. Am Pass von „Puerto Ibañez“, stoppt unser Minibus plötzlich. Kühlprobleme zwingen uns zu einem kurzen Zwischenstopp; doch unser Fahrer nimmt es ganz gelassen. Von Coyhaique aus, machen wir nochmals einen kurzen Abstecher nach Puerto Montt und Puerto Varas bevor wir die lange Busfahrt zurück nach Santiago de Chile antreten.

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