Boot in Puyuhuapi

AUF SCHOTTERPISTE NACH PUYUHUAPI

Am nächsten Tag machen wir uns nach einem kurzen Frühstück in der Unterkunft wieder auf die Piste. Wie wir unserem Radführer entnehmen, „droht“ die heutige Etappe zwar nicht mit einer Passüberquerung, dennoch müssen z.T. kräftige und kurze Anstiege überwunden werden. Gegen 16 Uhr sind wir bereits von der anstrengenden Fahrt und der brennenden Sonne sehr ausgelaugt. Kurz hinter dem Zusammenfluss des Rio Frio mit dem Rio Palena wollen wir uns deshalb nach einem geeigneten Zeltplatz umsehen. Doch die angegebenen Picknickplätze laden weniger zum Verweilen, geschweige denn zum Übernachten im Zelt ein. So fahren wir weiter, in der Hoffnung, doch noch etwas Schönes zu finden. Unsere Kräfte lassen immer mehr nach und jede Steigung wird zum wahren Kraftakt. Zwar führt die Strecke vorbei an einer schönen Bergkette, doch können wir die Landschaft um uns gar nicht mehr so richtig genießen. Wir wollen nur noch irgendwo ankommen.

Steiler Anstieg auf der Carretera Austral

 

Da weit und breit kein geeigneter Platz für unser Zelt auftaucht, beschließen wir noch bis zum nächsten Ort, La Junta, weiterzuradeln. Als wir uns wieder einmal eine steile Anhöhe hoch kämpfen, frage ich im Vorbeifahren zwei staunende Bauarbeiter nach dem Weg. „Nicht mehr weit, etwa 13 km“, lautet die Antwort und wir sind gleich etwas motivierter. Am Abend erreichen wir endlich den Ort, der sich ebenso trostlos, wenn auch größer und urbaner präsentiert, wie Santa Lucia. Nach einer erholsamen Nacht in einer gemütlichen Unterkunft in La Junta, ändern wir am Morgen erst einmal unsere Reisepläne. Eigentlich wollten wir unseren Beinen einen Tag Ruhe gönnen, doch beim Aufwachen entscheiden wir uns dann doch anders. Da der Ort La Junta nicht viel zu bieten hat und es bis zur nächsten Siedlung Puyuhuapi „nur“ etwa 46 km sind, satteln wir schließlich doch unsere Räder. Auf einer angenehmen und nur leicht hügeligen Strecke kommen wir tatsächlich gut voran. An einer alten, verfallenen Holzbrücke machen wir Pause. Etwas wackelig sitzen wir auf den, praktisch in der Luft hängenden Überreste des Steges und betrachten den unter uns fließenden Fluss sowie einen in der Nähe sitzenden Eisvogel mit dem Namen „Martin Pescador“. Danach geht es noch einmal auf etwas steileren Passagen stetig hinauf und herunter, wobei wir schwül – feuchte Regenwälder durchqueren.

Auf der Carreterra Austral Richtung Puyuhuapi

 

Bald erblicken wir von weitem den riesigen Lago Risopatron, den wir auf mehreren Kilometern seitlich umradeln. Kurz vor der schönen und lang gestreckten Abfahrt nach Puyuhuapi schauen wir auf einer Anhöhe in das gleichnamige Tal und den sich öffnenden Fjord. Mit quietschenden Bremsen erreichen wir den Ort, wo bereits am Eingang die Brücke „Walther Hopperdietzel“ auf die Siedlungsgeschichte hinweist. So gründeten deutsche Kolonisten im 19. Jahrhundert hier in der „Wildnis“ eine Teppichfabrik und noch heute sind die „alfombras de Puyuhuapi“ ein Markenzeichen der Region. Nachdem wir uns ein wenig umgesehen haben, finden wir eine schöne und preiswerte Pension mit Kochgelegenheit und Feuerofen.

Vorheriger Beitrag
ÜBER DEN CUESTA MORAGA NACH VILLA SANTA LUCIA
Nächster Beitrag
PUYUHUAPI