Am nächsten Tag starten wir mit unserer Tour über die Insel. Heute heißt unser Ziel Castro, die etwa 88 km entfernte Hauptstadt Chiloes. Bereits kurz nach Verlassen Ancuds erwarten uns schon die ersten kräftigen Anstiege und den gesamten Tag geht es immer wieder bergauf und bergab. Landschaftlich hat die Strecke entlang der Hauptstraße zwar nicht viel zu bieten, doch die Küstenstraße – so haben wir gelesen – soll noch schwerer befahrbar sein. Zum Glück hält das sonnige Wetter an und bei fast wolkenlosem Himmel kommen wir ganz schön ins Schwitzen. Etwa auf der Hälfte der Strecke Ancud-Castro können wir sogar ein seltenes Phänomen beobachten. Am Horizont sind die Spitzen der Vulkane rund um Osorno, auf dem chilenischen Festland, zu sehen. Wie eine Fatamorgana schweben sie am Himmel. Am frühen Abend kommen wir schließlich ziemlich erschöpft in Castro an, wo wir uns gleich nach einem Hostel umsehen.
Beim Frühstück entscheiden wir am anderen Morgen, unseren schweren Beinen etwas Ruhe zu gönnen und noch einen weiteren Tag in Castro zu verbringen. So haben wir Zeit und besuchen zunächst den „Mercado Artesenal“ (Kunsthandwerkermarkt) am Hafen. Hier findet sich überall die chiloetypische Architektur der sog. „Palafitos“, Pfahlbauten, die das Hafengelände säumen.
Castro selbst ist mit seiner schönen Plaza und der imposanten Holzkirche, dem Wahrzeichen der Stadt, ein gemütlicher Ort zum länger Verweilen. Abends entscheiden wir uns gegen Pasta mit Soße und wollen uns mal etwas Gutes gönnen. Wir hätten uns das Restaurant jedoch lieber etwas besser anschauen sollen, denn ich habe nicht lange Freude an meinem Essen, es sei denn, Salatblatt mit Made wird hier als Spezialität serviert. Wir stornieren und verlassen das Lokal mit flauem Magen. Doch die „chilenitis“ hat ja bereits zugeschlagen und wir vertrauen auf unsere abgehärteten Mägen. Tatsächlich zeigen sich am nächsten Tag keinerlei „Nebenwirkungen“ des gestrigen Restaurantbesuchs. Eigentlich wollten wir heute per Rad weiter in die südlich gelegene Stadt Quellon fahren, doch wir entscheiden uns anders. Da uns der Weg wiederum entlang der wenig attraktiven Hauptstraße führen würde – eine Küstenstraße existiert im dünn besiedelten Süden Chiloes leider nicht – entscheiden wir uns, in den Bus umzusteigen. Nach kurzem Warten haben wir Glück und werden für etwa vier Stunden im hinteren Teil des Busses ordentlich durchgerüttelt. Während draußen dicke Regentropfen das Ende der Schönwetterperiode einleiten, sind wir froh, im Trockenen zu sitzen. Mit rasender Geschwindigkeit „fliegt“ der Bus über jeden Hügel und jedes Tal, bis wir schließlich in Quellon ankommen, wo wir erst einmal die Regensachen auspacken. So werden wir bei der Suche nach dem Ticketschalter für die Fähre nach Chaiten gleich ordentlich nass. Da das nächste Boot erst Morgen abfährt, heißt es mal wieder ein passables und preiswertes Hostel suchen.