Nach einem letzten „Cafecito“ in der Küche von Augustin und Elizabeth, heißt es jedoch Abschied nehmen und wir winken den beiden dankend zu. Heute stehen für uns etwa 80-90 km auf der Panamericana Autobahn an. Nicht gerade die schönste Strecke, was die landschaftlichen Eindrücke betrifft und zudem auch etwas gefährlich, aber wir haben es eilig. Unser Ziel ist Osorno, wo wir mit Armin, den Besitzer unseres Hostels in Santiago verabredet sind. Er baut für seine Familie hier in der Nähe ein Haus und hat uns bereits zu Beginn unserer Radreise eingeladen, ihn dort zu besuchen. Doch zunächst machen wir am Abend Halt in Osorno, wo wir in einem preiswerten, aber eher schlechten Hostel übernachten.

Am anderen Tag rufen wir gleich bei Armin an und, wie der Zufall so will, sitzt er gerade mit seiner Frau Monika in einem Cafe in Osorno. Erfreut über das Wiedersehen, beschreibt er uns noch schnell den Weg zu seinem Haus und nimmt uns mit seinem Auto ein wenig Gepäck ab. Nach etwa 8 km radeln, treffen wir auf dem „Campo“ (Land) ein, wo uns Pepe entgegenkommt. Auch ihn hatten wir bereits im Hostel in Santiago kennen gelernt. Selbst aus dieser Region kommend, hilft er beim Hausbau mit. Bald treffen Armin, Monika und die drei Kinder der beiden ein. Sie bieten an, dass wir bei der Nachbarin übernachten können und wir nehmen gerne an. Gabriela, die deutsch spricht, ist uns auf Anhieb sehr sympathisch und wir fühlen uns gleich willkommen. Beim Eintreten in ihr gemütliches – uriges Holzhaus strömt uns der Duft nach selbstgebackenen Plätzchen entgegen. Da bleibt eine kleine Kostprobe nicht aus und der Geschmack versetzt uns gleich in vorweihnachtliche Stimmung.

Nach einer herrlichen Nacht in den kuscheligen Daunenbetten von Gabriela genießen wir am anderen Tag zunächst die Ruhe und Entspannung des chilenischen Campo – Lebens. Am Nachmittag fahren wir mit Armin nach Osorno und genießen eine deutsche Spezialität:“Crudos“, rohes Rinderhack. Wir sind erst etwas skeptisch und scherzen, dass wir nach Chile fahren müssen, um etwas „typisch Deutsches“ zu probieren, doch am Ende sind wir positiv überrascht und lassen es uns schmecken. Immerhin sind wir nun auch in der Region mit den meisten deutschen Siedlern und nicht nur beim Essen spürt man den Einfluss dieser vielen Siedler. So gibt es nicht nur eine deutsche Schule, auch deutsche Namensschilder, Geschäfte und Bars finden sich über das gesamte Stadtbild verteilt. Zurückgekehrt am Haus von Armin, lassen wir den Abend bei einem späten „Asado“ (Grillfest) mit feinstem „Lomocito“ (Rindersteack) ausklingen.

Nach einer kurzen Nacht steht heute eine Trip mit Armin und Pepe an. Gemeinsam wollen wir die Seenregion per Auto erkunden. Bei strahlend blauem Himmel fahren wir entlang des Sees Llanquihue, mit 86.000 Hektar der zweitgrößte See Chiles. Bald erblicken wir den Vulkan Osorno mit seiner strahlend weißen, perfekt geformten Kegelform. Selbst aus weiter Entfernung sieht man die unzähligen Gletscherspalten dieses, 2.652 m hohen Vulkans. Weiter geht die Fahrt über Lavagestein der letzten Eruptionswelle, die so stark war, dass selbst ein reisender Fluss von der Druckwelle mehrere Kilometer „verschoben“ wurde. Im Dorf Cochamo, in einem wunderschönen Tal gelegen, besuchen wir Freunde von Pepe und Armin. An den Ufern des glasklaren Rio Petrohue genießen wir noch etwas die Aussicht auf die hoch hinausragenden Andengipfel und besichtigen auch das Landstück von Pepe, bevor wir über die Stadt Puerto Varas zum Haus bei Osorno zurückkehren.